Kira Fröse • Alles klebt vor Reinlichkeit
17.07. – 02.10.2021
Die Grenzen unserer Wahrnehmung sind verwaschene Konzepte – wir fühlen mit den Augen und sehen mit den Händen. Gleichzeitig ist unser Denken darauf fixiert, stur und gradlinig einzuordnen, was wir als fest umrissen betrachten. Wir verlieren bereitwillig die Ebenen dazwischen.
In dieser Hinsicht sind die Arbeiten von Kira Fröse als Einladung zu verstehen, seinen Sinnen zu misstrauen und das Gewohnte neu zu interpretieren. Sie verbindet, was nicht zusammengehört, entreißt Gegenstände des alltäglichen Lebens ihrer Vergangenheit und transformiert sie zu Sinneinheiten mit eigenen Geschichten, die immerzu von Konfrontationen handeln: Zwischen dem Festen und dem Flüssigen, dem Starren und dem Dynamischen und letztlich von der Ästhetik und den abstoßenden Unregelmäßigkeiten. Zwischen den Zeilen entsteht die Gewissheit, wie sich zwei gegensätzliche Elemente konstituieren und dabei ohne einander überhaupt keinen Bestand hätten. So ist es dann auch mit dem Betrachter, der sich plötzlich nicht mehr sicher sein kann, was er betrachtet. Um das ungewohnte Gewohnte vollkommen zu begreifen, möchte man am liebsten die Hände ausstrecken und die Formen und Farben betasten und ehe man sich versieht, ist man selber Teil der Konfrontation geworden.
In ihrer neuen Ausstellung Alles klebt vor Reinlichkeit, verschiebt Sie den Raum der Begegnung in die private Sphäre des Badezimmers. Dort, wo wir allein mit unseren Körpern sind, um unsere Unregelmäßigkeiten in Augenschein zu nehmen, geraten nun die Gegenstände um uns herum in den Fokus. So erhalten die stillen Beobachter unserer intimen Angewohnheiten plötzlich einen eigenen Willen und bringen sich selbst zum Ausdruck, indem sie sich verschieben, erstarren oder verflüssigen. Was sich dabei widerspiegelt, ist die oft vergessene Tatsache, dass selbst beim Blick in den Spiegel nicht alles so ist, wie es zunächst erscheint.
Florian Stein, 2021
Soft Opening am 17.07.2021 von 14 bis 20 Uhr.